Mumbai – Metropole der Kontraste für (fast) jeden Reisetyp
Mumbai ist riesig! Über 20 Millionen Menschen leben hier im ehemaligen Bombay. Und genauso riesig sind auch die Möglichkeiten, die du als Reisender in der Megacity hast. Gleich drei UNESCO-Welterbestätten erwarten dich zwischen Thane Creek und Back Bay. Von Kolonial- und Art-Déco-Architektur über uralte Tempelanlagen, Natur- und Nationalparks bis hin zu einer vibrierenden Gastroszene ist für jede und jeden etwas dabei.
Aber für welchen Reisetyp lohnt sich die Hauptstadt von Maharashtra am meisten? Den Abenteuerlustigen oder den Naturfreund? Den Foodie oder den Geschichtsinteressierten? Oder vielleicht doch eher für an Religion und Geschichte interessierte Menschen? Finde heraus, ob Mumbai ein guter Fit für dich ist – und ob es sich als ein perfekter Einstieg für dein Abenteuer Indien eignet.
Der Abenteurer
Wenn du abenteuerlustig bist, catcht dich Mumbai ganz sicher mit seiner Vielseitigkeit! Neben urbanem Trubel in den Boulevards und Gassen von Colaba, Fort oder Girgaum warten chaotische Märkte wie der historische Crawford Market, Touren durch den Dharavi-Slum oder Trekking durch Sanjay Gandhi National Park auf dich. Doch das ist noch lange nicht alles: Du kannst mit einer Segelyacht in See stechen, verlassene und aktive Forts bestaunen (Bassein, Sewri, Sion, St. George), die trubelige Stadt bei Tag oder per Rad bei Nacht erkunden, am frühen Morgen den Fischhändlern an den Sassoon Docks über die Schulter schauen, unter den nahe gelegenen Pandavkada Falls baden – und, und, und …
Doch im Grunde ist Mumbai nicht nur etwas für abenteuerlustige Typen – die Stadt selbst ist das Abenteuer! An jeder Straßenecke kann etwas vollkommen Unvorhergesehenes passieren. Ganz egal, ob du in der Lobby eines in die Jahre gekommenen ehemaligen Luxushotels Lebensmittel einkaufen gehst (Majestic Hotel), am Gateway of India für den nächsten Bollywood-Streifen gecastet wirst oder am Pier von Elephanta deine Sonnenbrille vor den Affen in Sicherheit bringst.
Fazit: Irrer Großstadt-Dschungel mit hohem Überraschungsfaktor - aber nicht das Adventure-Paradies im klassischen Sinne. Für Adrenalin im urbanen Umfeld ist aber auf jeden Fall gesorgt!
Der Geschichtsinteressierte
Du begeisterst dich für Geschichte? Dann denkst du bei Indien vielleicht zuerst an Delhi oder Agra mit Monumenten wie dem Taj Mahal, Rotem Fort oder dem Humayun-Mausoleum. Mumbai eilt dagegen eher der Ruf als chaotisches Moloch mit Appartmenthochhäusern und Banken voraus. Doch die Stadt beherbergt gleich drei UNESCO-Welterbestätten und blickt auf ziemlich eine abwechslungsreiche Geschichte zurück, die sich bis heute fest ins Stadtbild eingeschrieben hat.
Die ältesten erhaltenen Bauten findest du auf Gharapuri - heute meist als Elephanta Island bezeichnet. Sie entstanden ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. und gehören seit 1987 zum Welterbe. Die Darstellung Shivas als Trimurti zählt zu den eindrucksvollsten Leistungen indischer Bildhauerkunst überhaupt und sollte dir definitiv einen Besuch wert sein. Im eigentlichen Stadtgebiet haben sich einige Befestigungen - ganz oder als Ruine - erhalten, die aus vorkolonialer Zeit oder deren Anfängen stammen. Etwa Bombay Castle, Versova Fort, Bandra Fort und Mahim Fort. Der größte Schatz Mumbais sind jedoch die Bauten aus der Glanzzeit des British Raj im historischen Zentrum.
Die Handelsmetropole galt den Briten als „Kronjuwel des Empire“. Bis heute prägt viktorianische Kolonialarchitektur im indo-sarrazenischen Stil ganze Viertel: Der Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus (ehemals Victoria Terminus) ist als Einzelwerk Teil des UNESCO-Welterbes. Dazu kommen, alsseparates Erbe, die vielen Bauten des „Viktorianisch-gotischen und Art-Déco-Ensembles“. Du wirst es nicht glauben: Nach Miami beherbergt Mumbai das zweitgrößte Art-Déco-Ensemble der Welt. Eine Anlage, die du perfekt auf einer Tour des Art Deco Mumbai Trust kennenlernst.
Für den Geschichtsfreund liegt Mumbais Reiz darin, dass ihn Geschichte ihm hier auf Schritt und Tritt begleitet. Jeder Blick nach oben zu Inschriften an Giebeln, Denkmälern oder in Kirchen lohnt sich und gibt neue Geschichten der urbs prima in Indis, der „ersten Stadt Indiens“ preis.
Fazit: Vor allem für Fans kolonialer Architektur des 19. Jahrhunderts und des Aufbruchs Indiens in die Moderne ist Mumbai ein Muss! Aber auch für alle anderen History-Nerds ist die Stadt absolut sehr lohnend.
Der Foodie
Mumbais kulinarisches Herz schlägt vor allem auf der Straße! Die Stadt - vom TasteAtlas 2024/25 unter die Top-5 Food-Metropolen gewählt - punktet mit einer schier unglaublichen Bandbreite an Street-Food. „Grab-and-Go“-Klassiker wie Vada Pav, Pav Bhaji oder Kathi Rolls sind bei Einheimischen wie Reisenden Renner.
Migranten haben Mumbai seit je her zum kulinarischen Schmelztiegel gemacht: Parsen brachten Dhansak und Farcha, die Baghdadi-Juden koschere Gerichte mit indischen Gewürzen. So entstand etwa das leckere Aloo Makala - einfache, goldgelb gebratene Kartoffelwürfel mit Kurkuma, heute fester Bestandteil der lokalen Küche.
Mehr Street-Food? Ab zum Zaveri Bazaar (u. a. Masala Papad), in die Food Lane von Ghatkopar (über 45 Dosa-Varianten) oder an die Carter Road (Momos, Shawarma, Falafel, Waffeln mit Meerblick). Später erwartet dich die Mohammad Ali Road mit duftenden Kebabs vom Kohlegrill.
Aber nicht nur unter freiem Himmel funkelt Mumbais gastronomischer Stern. Klassiker wie Leopold und Mondegar in Colaba servieren anglo-indische Evergreens (Chicken-Cheese-Toast oder Gin Chicken), während im Parsi-Restaurant Britannia & Co. (seit 1923) das legendäre Berry Pulao auf dich wartet. Das Gaylord (Churchgate) brachte der Stadt schon früh westliche Gerichte wie Waldorf Salat oder Prawn Cocktail, die du noch heute im frisch renovierten 50er-Ambiente genießen kannst. Soll es eher was Süßes sein? Das Bachelorr’s an Chowpatty und das Haji Ali Juice Center versorgen dich seit den 1930ern mit Säften, Eis und saisonalen Highlights. La dolce Vita Mumbai Style!
Abschließend ein kleiner Blick in die umso größere Fine-Dining-Szene: Im Masque (bestes Restaurant Indiens 2024) erlebst du ein Zehn-Gänge-Menü, das kusntvoll und kreativ traditionelle Techniken mit Avantgarde verbindet - ein Genuss den du so schnell nicht vergessen wirs. Es sei denn, dir schmecken die Cocktails vor dem Schlafengehen zu gut ... Entweder ganz klassisch in der Harbour Bar des Taj Mahal Palace - oder modern im Scarlett House in Bandra. Ob Drinks aus Whiskey, Balsamico und Parle G Biscuit, Kreationen mit Majoran und Zitrusfrüchten oder aus mit Zutaten wie Shitake-Pilzen, und Artischocken - hier nichts ist zu ausgefallen!
Fazit: Ob preiswert oder gehoben, Street-Food oder Spitzenrestaurant – Mumbai ist Indiens Hauptstadt der Kulinarik.
Der Kulturfan
Oper, klassische oder zeitgenössische Musik, Street-Art und Kino? Dann ist Mumbai deine Stadt! In der 2016 glanzvoll renovierten Royal Opera - dem einzigen Opernhaus Indiens - genießt du große europäische Werke, Candlelight-Konzerte und neue indische Musik. Ein traumhafter Ort kolonialer Pracht, der 2017 mit dem UNESCO Asia-Pacific Award for Cultural Heritage Conservation ausgezeichnet wurde. Tipp: Im modernen Operncafé lässt sich den ganzen Tag über herrlich ausspannen.
Weniger opulent, dafür umso moderner geht es am Nariman Point zu. Hier bietet das National Centre for the Performing Arts (NCPA) fünf Bühnen, Bibliotheken, Archive und Labore - von klassisch bis experimentell.
Und auch Mumbais Museumslandschaft hat einiges zu bieten. Entlang der Mahatma Gandhi Road: das Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya (ehem. Prince of Wales Museum), die National Gallery of Modern Art (über 14.000 Werke) und die Jehangir Art Gallery mit Werken aufstrebender einheimischer Künstler lassen sich ideal kombinieren und mit dem Besuch von Natesan, Indiens ältestem lizenziertem Antiquitätenhändler, verbinden. Ebenfalls spannend: das Dr. Bhau Daji Lad Museum, ehemals Victoria and Albert Museum, das Railway Heritage Museum in der Victoria Station, das Framji Dadabhoy Alpaiwalla Museum (parsische Kultur) oder das National Museum of Indian Cinema.
Denn Film gehört in Mumbai dazu: Schau dir einen Streifen in einem der Art-Déco-Säle Regal, Eros oder Metro an oder buche eine Tour durch die Film City mit Blick hinter die Kulissen von Bollywood.
Fazit: Dichte und Bandbreite sind beeindruckend – von Hochkultur bis Popkultur, täglich erlebbar.
Der Erholungssuchende
Mumbai und Entspannung sind nicht unbedingt ein Wortpaar, das einem sofort einfällt - nicht ganz zu Unrecht. Und doch gibt es Rückzugsorte, wenn es dir zu wild wird.
Starte früh am Marine Drive („Queen’s Necklace“): weiches Morgenlicht, Yoga am Chowpatty Beach, leere Bänke mit Meerblick. In der Nähe: die Hanging Gardens mit tollem Panorama über die Stadt. Wer ein besonderes Erlebnis sucht, bucht eine Tour durch die Gärten des Raj Bhavan (Residenz des Gouverneurs von Maharashtra) - mit der Möglichkeit, Yoga am Sunrise Point zu machen.
Neben Chowpatty laden dich mehrere Stadtstrände zum Abschalten ein: Der quirlige Juhu Beach bietet Naturschauspiel und Stadtleben zugleich: barfuß im warmen Sand, würzige Snacks, Möwen die über der Brandung kreisen. Ruhiger geht es am Aksa Beach im Westen der Stadt zu: naturbelassen, mit oft rauem Meer (ungeeignet zum Schwimmen) und besonders stimmungsvoll am frühen Morgen - Meeresvögel, Fischerboote, ein endloser Horizont.
Last but not least bieten dir Day-Spas - etwa an der Juhu Tara Road - Ayurveda-Massagen, Aromatherapie und Sound-Healing. Für einen ruhigen Abend checke einmal das Leaping Windows Café in Versova aus. Hier genießt du Kaffee und Kuchen bei einem der vielen ausgelegten Comics und lässt den Tag entspannt ausklingen. Oder du gehst zurück nach Chowpatty, der Sonnenuntergang über dem Meer oder Malabar Hill ist spektakulär.
Fazit Erholung: Mumbai ist eher Stadt für laute Tage – aber mit Inseln der Ruhe für kurze Verschnaufpausen.
Der Naturfreund
Mumbai und Natur – auch das passt! In der pulsierenden Riesenstadt warten grüne Oasen und wilde Tiere darauf, von dir entdeckt zu werden: dichte Wälder mit uralten Höhlen, rosafarbene Flamingo-Kolonien, Mangrovensümpfe und Strände mit spektakulären Sonnenuntergängen.
Das größte Reservat wartet im Norden der Stadt auf dich: der Sanjay Gandhi National Park (SGNP). Die grüne Lunge Mumbais ist weltweit einzigartig, weil sie als Nationalpark komplett innerhalb der Stadtgrenzen gelegen ist. Über 100 km² dichter Wald beherbergen mehr als 40 Säugetier- und 250 Vogelarten. Mit etwas Glück siehst du Axishirsche oder Languren; sogar Leoparden streifen durch das urbane Dschungelrefugium. Ein Highlight im Park sind die Kanheri-Höhlen (über 2.000 Jahre alt) – Kultur und Natur in perfekter Kombination.
Noch weiter nordöstlich liegt das Thane Creek Flamingo Sanctuary. In Winter und Frühjahr färben Zehntausende Flamingos die Ufer rosa. Eine Flamingo-Bootssafari durch die Mangroven bei ruhigem Morgenlicht und Skyline-Blick ist unvergesslich. Über 200 Vogelarten wurden hier gezählt - neben Flamingos u. a. Reiher, Kormorane und Löffler. Das Schutzgebiet umfasst rund 17 km² Küstenlandschaft.
Geheimtipp: der Maharashtra Nature Park am Mithi River (Mahim). Einst Mülldeponie, heute dichter Dschungel - ein tolles Beispiel, wie Natur sich im „Concrete Jungle“ Raum zurückerobern kann.
Fazit: Mumbai zeigt ist berraschend vielseitig, was Naturerlebnisse angeht. Aber naturgemäß begrenzt - und damit ideal für Tagesausflüge ins Grüne.
Der Spirituelle
Wenn heilige Orte dein Ding sind und du spirituelle Vielfalt hautnah erleben willst, wirst du in Mumbai an jeder zweiten Ecke fündig. Die Stadt ist ein Mosaik der Religionen: Hindus, Muslime, Juden, Christen und Parsen prägen seit Jahrhunderten das Gesicht Mumbais.
Besonders geheimnisvoll: die parsischen „Türme des Schweigens“ (Zutritt i. d. R. nur für Gläubige). Spuren der Parsen findest du auch an Feuertempeln in geflügelten Lamassus oder Profanbauten wie dem Bomanjee Hormusjee Wadia Clock Tower der als Anerkennung für den parsischen Philanthropen Bomanjee Hormarjee Wadia, der sich um die Bildung der Stadt verdient gemacht hat erreichtet wurde. Offen stehen die Kirchen der Stadt. Darunter die elegante anglikanische St. Thomas’ Cathedral von 1718 oder die Cathedral of the Holy Name - Hauptkirche des Erzbistums Mumbai mit Buntglasfenstern aus aus einer Münchner Werkstatt. Beides eindrucksvolle Ort zum Innehalten mitten in Mumbais historischer Mitte.
In der neoklassizistisch Knesseth Eliyahoo Synagoge spiegeln sich 250 Jahre jüdischer Geschichte wieder. Das farbenfrohes Juwel erzählt von der reichen Geschichte der jüdischen Gemeinde, die 2008 während während der Terroranschläge pakistanischer Terroristen tief erschüttert wurde. Rabbiner Gavriel Holtzberg und dessen Frau verloren beim ersten Anschlag auf jüdisches Leben in Mumbai überhaupt ihr Leben. Weiter nördlich ein Ort der Versöhnung der Religionen: In der Haji Ali Dargah - einer Moschee auf einer über einen schmalen Damm erreichbaren Insel kommen Gläubige aller Religionen für Ihre Fürbitten zusammen. Deutlich ruhiger als an diesem trubeligen Heilgtum geht es auf der Halbonsel Malabar Hill zu. Der von Tempeln und Schreinen umgebene Banganga Tank ist eine von hinduistischen Mythen umwobene heilige Stätte und eine Oase der Ruhe, die dir vielleicht aus dem Kinofilm "Outsourced - auf Umwegen zum Glück" bekannt vorkommt.
Und schließlich natürlich die Höhlen von Elephanta (Boot ab Gateway of India). Tipp: Nimm die erste Fähre am Morgen - so erlebst du das teilweise überlaufene Welterbe mit seinen uralten hinduistischen Höhlentempeln mit deutlich weniger Trubel, dafür umso mehr Atmosphäre.
Fazit: Spiritualität ist in Mumbai Teil des Alltags. Wer sich darauf einlässt, wird nicht nur zusehen, sondern mitten hineingezogen.
Der Einsteiger
Schon Indien an sich ist für Asien-Neulinge herausfordernd - Mumbai als erste Station setzt da noch einen drauf. Dafür ist die aber Stadt ein Feuerwerk für die Sinne: chaotisch, anstrengend, inspirierend und mitreißend zugleich. Einen intensiveren Einstieg in Indiens Vielfalt wirst du kaum finden. Wenn du Mumbai meisterst, den schockiert dich so schnell nichts mehr. Am Anfang wirkt die Stadt mit Lärm, Hitze, Menschenmassen und dem Wechsel zwischen Armut und Glanz vielleicht überfordernd - doch genau darin liegt auch ihre Essenz.
Nach ein paar Tagen (manchmal schon früher) verwandelt sich das Chaos in einen Rhythmus. Du reihst dich in den Flow der Märkte ein, genießt den Sonnenuntergang am Marine Drive, führst zufällige Gespräche - und probierst nebenbei das Street-Food. Was will man mehr?
Fazit: Mumbai wirft dich ins kalte Wasser, testet deine Offenheit - und belohnt dich mit einer Intensität, die du so schnell nirgendwo sonst erlebst. Wer sich darauf einlässt, findet hier Energie, Vielfalt, Gegensätze und Lebensfreude – die „City of Dreams“ in Reinform. Und wenn du Lust auf ein wenig Musik (das Original stammt aus einem Bollywoodfilm der 50er) und Bilder, die die Stimmung der Stadt gut einfangen, dann los: Bombay Meri Jaan!
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Fazit Mumbai
Gesamtwertung: 5 von 5 – ein Hauch subjektiv 😉. Mumbai ist brachial lebendig, kontrastreich und großzügig zu allen, die sich auf seinen Rhythmus einlassen. Für Genießer:innen, Kulturfans, Spirituelle – und ja, auch für Einsteiger – ist diese Stadt ein starker Auftakt für Indien.
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