Tipps für einen Kurztrip nach Marseille

Tipps für einen Kurztrip nach Marseille

Ouvrez les yeux, vous êtes à Marseille! Erlebe Graffiti und Murals, moderne und klassische Architektur, französisches Savoir-vivre und die Einflüsse des Maghreb. Marseille bietet für jeden etwas – und das ganz ohne Umsteigen in wenigen Stunden ab Frankfurt am Main!

Genieße das mediterrane Flair und eine Vielfalt, die nur wenige europäische Metropolen bieten. Denn zwischen Badebuchten mit kristallklarem Wasser, einer fast dörflichen Altstadt, dem Street-Art-Mekka Frankreichs und Bauten von Weltruf aus der Feder von Le Corbusier & Co. liegen hier nur wenige Kilometer Fußweg.

Graffito am Cours Julien
Und die Welt wird bunt: Marseille - Cours Julien

Von meinem Hotel am Bahnhof St. Charles aus habe ich alle hier genannten Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreicht. Denn ich finde, dass man so immer noch das ein oder andere Kleinod am Wegesrand entdeckt.

Die Stadt ist allerdings auch gut mit Bussen und zwei Metrolinien erschlossen. Mit einer der beiden gelangt man unter anderem zum Stadion – beziehungsweise zur nahegelegenen Wohneinheit Le Corbusiers.

Meine persönlichen Tipps für ein verlängertes Wochenende (3 Tage) in Marseille

Die „Champs-Élysées von Marseille“ ziehen sich über etwa einen Kilometer vom Vieux-Port ins Viertel Réformés. Ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde die Straße mit prunkvollen Cafés, Luxushotels und Geschäftshäusern bebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Gegend zusehends, wurde aber in jüngerer Zeit aufwendig renoviert.

Der Name leitet sich übrigens vom provenzalischen Wort Canabiera für Hanf ab – Marseille war im Mittelalter ein weltweites Handelszentrum für Hanfkörbe und -seile.

Die Alte Börse
Bourse et Chambre de Commerce an der Canebière

Gerade am Abend ist der alte Hafen ein wunderbarer Ort zum Verweilen – ganz gleich, ob in einem der unzähligen Restaurants oder einfach mit einem Sandwich vom Supermarkt und einer Dose Bier direkt am Kai. Dem Treiben der Massen kann man hier stundenlang zusehen.

Direkt am Hafen liegt das alte Rathaus von Marseille, und oberhalb davon die Altstadt Le Panier. Am zur Stadt gewandten Ende des Hafenbeckens lädt der Spiegelpavillon von Norman Foster zum Staunen ein – hier kann man sich beim Schlendern sogar von unten betrachten.

Eine Flasche Ricard am nächtlichen Vieux Port
Zum Genießen: Ein Abend am Vieux Port von Marseille

Der Siedlungskern Marseilles liegt nur wenige Schritte – beziehungsweise Stufen – vom wilden Treiben am alten Hafen entfernt. Und doch fühlt man sich hier wie in einer südfranzösischen Kleinstadt, mit engen Gässchen und kleinen Marktplätzen.

Am Rande des Viertels, an dem die Griechen ca. 600 v. Chr. die Stadt gründeten, befindet sich das Museums- und Kulturzentrum Vieille Charité. Einst der Unterbringung von Kranken, Armen und Obdachlosen gewidmet, bieten Kapelle und Arkaden heute Raum für Ausstellungen und Konzerte.

Altstadtgasse in Marseille Le Panier
Wie in der Provinz...
Altstadtgasse in Marseille Le Panier
... Gassen in Le Panier

Auf einer 161 Meter hohen Anhöhe gelegen, bietet die Terrasse des imposanten neuromanisch-byzantinischen Baus einen beeindruckenden Ausblick über Stadt und Meer. Im Inneren orientiert sich die Kirche mit Mosaiken und Blattgold an Vorbildern aus Ravenna und Rom – und beherbergt zahlreiche Votivgaben und Marienfiguren.

Blick auf die Basilique Notre-Dame de la Gard vom anderen Ende der Stadt
Hoch über der Stadt - Basilique Notre-Dame de la Gard
Blick von der Basilique Notre-Dame de la Gard auf das Mittelmeer
Gesegnet - Blick auf das Meer
Blick von der Basilique Notre-Dame auf das Stade Francis Di Giovanni
Für Hopper - das Stade Francis Di Giovanni

Das prachtvolle Haus im Neorenaissance-Stil liegt direkt oberhalb der Uferstraße Corniche Président John F. Kennedy. Aktuell ist das Gebäude selbst nicht zu besichtigen, doch sein Park lädt nach dem Abstieg von der Notre-Dame de la Garde zum Verweilen ein – besonders, wenn man anschließend die Gegend Malmousque mit ihren kleinen Buchten erkunden möchte.

Die Villa Valmer
Beste Lage - die Villa Valmer in Marseille

Die Anse de Malmousque (Malmousque-Bucht) bietet unterhalb einer Felswand die seltene Gelegenheit, mitten in der Stadt ein erfrischendes Bad im klaren Mittelmeer zu nehmen. Von hier aus genießt man einen wunderschönen Blick auf die Île Degaby – und kann entspannt den Schiffen beim Ein- und Auslaufen zusehen.

Die Bucht Anse de Malmousque
Planschen mitten in der Stadt- Anse de Malmousque

Das Museumsquartier, entstanden anlässlich der Kulturhauptstadt Europas 2013, liegt direkt am Fährhafen und vereint moderne Architektur mit spannenden Inhalten. Hier befinden sich das Musées Regards de Provence, die Villa Méditerranée und – als Highlight – das MuCEM, das einzige französische Nationalmuseum außerhalb von Paris. Es widmet sich der Geschichte und den Kulturen Europas und des Mittelmeerraums.

Das Museumsquartier am Hafen von Marseille
Gelungene Stadtentwicklung - das MuCEM

Wie die Notre-Dame de la Garde ist auch die Bischofskirche der Erzdiözese Marseille im neoromanisch-byzantinischen Stil erbaut. Die imposante Cathédrale Sainte-Marie-Majeure liegt direkt am Fährhafen, zwischen dem Museumsquartier und der Altstadt – und zählt zu den markantesten Bauwerken der Stadt.

Die Kathedrale vom Museumsquartier aus gesehen
Alt und neu - die Kathedrale am Museumsquartier

Im Viertel rund um den Cours Julien schlägt das Street-Art-Herz der Stadt – wenn nicht des ganzen Landes. Die Häuser, über und über mit Graffiti und Murals bedeckt, beherbergen Bars, Cafés, Galerien und kleine Clubs. Denn Marseille gilt auch als französische Hip-Hop-Hauptstadt.

Street Art im Cours Julien
Street Art im Cours Julien
Street Art im Cours Julien
Street Art im Cours Julien
Und die Welt wird bunt - Street Art in Cours Julien

Auch wenn es so aussieht – und auch so heißt – das Palais Longchamp ist kein Palast im klassischen Sinne. Der zwischen 1862 und 1869 im Stil des Historismus errichtete Bau diente ursprünglich der Wasserversorgung der Stadt Marseille: als Speicher und Verteiler zugleich. In den Seitenflügeln des imposanten Bauwerks sind heute das Museum der Schönen Künste und das Naturhistorische Museum untergebracht.

Das Gebäude wird von der großzügigen Parkanlage Parc Longchamp umgeben, in der sich einst ein städtischer Zoo befand. Die Käfige sind geblieben – doch statt lebender Tiere beherbergen sie heute farbenfrohe Plastiktiere. Kunst statt Käfig – zum Glück!

Pumpwerk Palais Longchamps
Schöner Pumpen - das Palais Longchamps

Das nach dem Stade de France zweitgrößte Stadion Frankreichs ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1937 die Heimspielstätte des neunmaligen französischen Meisters Olympique Marseille. Das Stadion lässt sich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen und liegt unweit der berühmten Cité Radieuse von Le Corbusier – ideal für einen kombinierten Besuch.

Das Stade Vélodrome von oben gesehen
Heimat von Olympique - das Stade Vélodrome

Die Cité radieuse – auch bekannt als Unité d'Habitation – ist das erste Beispiel eines von Le Corbusier entwickelten Wohnhaustyps, erbaut zwischen 1947 und 1952. Ziel war es, der breiten Bevölkerung modernen Wohnkomfort zu ermöglichen. Der monumentale Sichtbetonbau folgt den Prinzipien der „Modulor“-Maßordnung und wurde stilbildend für den Brutalismus weltweit. Die Wohnungen erstrecken sich jeweils über zwei Etagen, dazwischen verlaufen "innere Straßen", auf denen sich auch kleine Läden, ein Hotel und eine Buchhandlung befinden.

Im original eingerichteten Café des Hauses lässt sich bei einem Getränk oder Snack gut verweilen, bevor man vom öffentlich zugänglichen Dach – auf dem sich unter anderem eine futuristisch anmutende Turnhalle und ein Kindergarten befinden – einen großartigen Panoramablick über Marseille genießt. Für Architekturinteressierte werden regelmäßig Führungen angeboten.

Die Cité radieuse ist die erste von fünf realisierten „Unité d’Habitation“-Projekten. Weitere Exemplare finden sich in Nantes-Rezé, Briey, Firminy und Berlin. Die deutsche Version im Berliner Ortsteil Westend (1957) gilt als das einzige Corbusier-Wohnhaus auf deutschem Boden und steht heute unter Denkmalschutz.

Die Unité d’Habitation von außen in Gesamtansicht
Auf dem Dach der Unité d’Habitation
Architektur von Weltruf - die Unité d’Habitation

Zum Schluss

Marseille ist keine Stadt, die sich jedem sofort erschließt. Wer aber bereit ist, sich auf Gegensätze und Vielfalt einzulassen, wird mit einer der spannendsten Metropolen Europas belohnt – roh, farbenfroh, historisch und modern zugleich. Mit ihrem ganz eigenen Tempo und Charakter lässt sie sich am besten zu Fuß erkunden – also: Bon voyage!

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